Wird ein Jubiläum eigentlich wichtiger, je größer die Zahl wird? Und überhaupt: was nützt die ganze lange Vergangenheit, wenn man heute nicht am Ball bleibt? Viele Gedanken sind uns durch den Kopf geschossen, als wir begonnen haben, uns auf unser Jubiläumsjahr vorzubereiten. Das war gar nicht so einfach, denn die letzten zwei Jahre waren wir mit Corona Management beschäftigt. Wir haben gelernt, uns auf eine sich immer schneller verändernde Umwelt einzustellen, also wirklich im Hier und Jetzt das Richtige zu tun. Da gab es in den letzten 24 Monaten wenig Zeit, in Ruhe zurückzu-blicken und den richtigen Umgang mit dem Gestern zu finden.

Aber nun steht unser Jubiläum vor der Haustür, nun geht’s los!
Zum Glück haben wir bereits vor 10 Jahren, zu unserem 140sten begonnen, die Geschichte unseres Unternehmens zu sortieren und aufzuschreiben. Interviews mit Zeitzeugen zu führen, die heute, 10 Jahre später, nicht mehr unter uns sind. Das ist Gold wert, denn es ist ein-fach nicht unsere Kultur, im Vergangenen zu schwel-gen, alles schön ordentlich zu dokumentieren und für die kommenden Generationen zu bewahren. Die letzten „runden Jubiläen“, 1972 das Hundertjährige und 1996 das Hundertfünfundzwanzigste standen unter dem Stern „Feiern mit unseren Kunden – im Heute“. Kein Rück-blick auf goldene Zeiten, unsere letzte Firmenchronik stammte aus 1922! Damals mit Stolz auf einen Rück-blick, was in den ersten 50 Jahren erreicht wurde. Also gut, unsere Firmenchronik aus 2012 hat uns also geholfen, das Ganze besser zu verstehen.

Aber was machst Du nun, 10 Jahre später?
Wieder alle alten Bilder rausholen, in den goldenen Zeiten schwelgen. Irgendwie fühlt sich das nicht richtig an. Aber Moment mal – wenn wir jährlich unseren jüngsten Mitarbeitern, unseren Auszubildenden die Firmengeschichte erzählen, dann leuchten deren Augen. Also ist das Ganze irgendwie doch nicht so verstaubt, wie wir dachten?

Beim Rückblick auf unsere Geschichte fanden wir viele Parallelen. Der Gründer des Unternehmens, Gustav Ramelow war bei seinem Start gerade mal 17 Jahre alt. Heute würde man sein Unternehmen ein Start Up nennen – auch er hatte eine ganz neue Idee, Handel zu treiben: Mit fertigkonfektionierter Ware, die direkt bar bezahlt wurde. Das hat damals, in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts den Handel mit Textilien deutlich verändert. Sein Startkapital leihte er sich bei seinem Vater und zahlte es schnell zurück. Er war ein kluger Visionär, auch nach dem Umzug nach Berlin und dem starken Wachstum blieb er seiner Idee, Mode in Kleinstädten zu verkaufen, treu. Und hatte es damit in besten Zeiten auf 33 Kaufhäuser gebracht. Sein Unternehmergeist ist uns bis heute eine Inspiration für unsere heutigen Entscheidungen.

In dem damals schnell wachsenden Unternehmen standen Menschen immer im Vordergrund. Jedes Kaufhaus hatte einen starken, sehr unternehmerisch denkenden Geschäftsführer, der genau wusste, dass der Erfolg nur mit einem starken Team zu erreichen war. Und auch nur, wenn man die Wünsche und Erwartungen der Kunden genau im Blick behielt.

Historische Wurzeln, die uns bis heute ein starkes Fundament sind
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hatten wir Standorte von Bremerhaven im Westen bis weit ins heutige Polen nach Stargard und Neustettin. Aber es blieb immer eine flache Organisation, schnelle Entscheidungen und Weitsichtigkeit bestimmten die Führung. Gestern wie heute. In heutigen Zeiten können wir uns das kaum vorstellen: Wenn man damals ein neues Kaufhaus eröffnen wollte, kaufte man Grund und Boden und der „Familienarchitekt“ Fritz Ebhardt, seit 1919 mit Trude Ramelow, der Tochter von Gustav verheiratet, baute dann ein Kaufhaus. So kam fast jedes Jahr mindestens ein neues Kaufhaus dazu. Bis heute stehen diese Gebäude als Zeitzeugen in vielen Kleinstädten Mecklenburg-Vorpommerns, sie strahlen die typische Kauf-hausarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts wider mit imposanter Fassade und großen Lichthöfen im Inneren, auch wenn in den meisten Häusern schon lange keine Waren verkauft werden. Mut, Verantwortung, Wertschätzung und Innovation prägen bis heute als Kernwerte unser Tun. Wie nun bereits seit 150 Jahren. Und gerade in diesen Zeiten, wo wir uns manches Mal zwischen Lockdown und Pandemie gefragt haben, wie es denn weitergehen soll, konnten wir uns erinnern, dass unser Unternehmen doch ganz andere Zeiten überstanden hat. Auch zwei Weltkriege und die Teilung Deutschlands konnten uns nicht aufhalten – das gibt uns bis heute Stärke für einen optimistischen Blick in die Zukunft.

Was Euch erwartet…
Wir werden die Vergangenheit beleuchten. In einer kurzen Chronik fassen wir die Highlights aus 150 Jahren zusammen. In einem „Spezial“ beleuchten wir die Geschichte der Standorte, in diesem Magazin starten wir mit Elmshorn. Wir werden Zeitzeugen zu Wort kommen lassen. Und wir greifen mit einem Schmunzeln Themen aus der Zeit heraus, wie etwa die „Weißen Wochen“ zum 60. Jubiläum in 1932 oder der erste Firmen-PKW, der die Pferdekutsche ersetzte. Also, am Ende schwelgen wir dann doch etwas in unserer langen Vergangenheit. Wir hoffen, dass Ihr uns auf dieser Reise folgt und dabei auch ein wenig Spaß haben werdet. Schritt für Schritt kommen wir dann im Heute an. Also los geht’s, folgt uns allen einfach auf dieser kleinen Reise!