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von Redaktion Ramelow
18.03.2022
Change Tomorrow Now - Nachhaltigkeit fängt jetzt an!
Ist Nachhaltigkeit eigentlich ein neues Thema in unserer 150-jährigen Geschichte? Als Familienunternehmen in 4. Generation haben wir schon immer in langen Zeiträumen gedacht, wir waren nie an Quartalsergebnissen orientiert. In unseren Wurzeln finden wir Werte und Tugenden, die sehr wohl in unser heutiges Nachhaltigkeitsmanagement passen. Den Kern unseres Unternehmens macht von Anfang an der Mensch aus. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Botschafter unserer Modehäuser, oft auch im Privaten. Sie sind die Modebotschafter für ihre Freunde und Bekannten, sie werden im Bus angesprochen und sie kümmern sich um ihre Stammkunden. Gute Arbeitsbedingungen und faire Gehälter sind seit 150 Jahren Grundlage unseres Unternehmens. Wir sind stolz auf die vielen Mitarbeiterjubiläen, die wir mit unserem Team jährlich feiern können.
Unser Fokus auf „Nachhaltigkeit“, so wie wir es heute verstehen, ist aber zugegeben ein noch recht neuer Wert. 2016 begann unsere Reise, ein junger Nachwuchsgesellschafter fragte in unserer jährlichen Gesellschafterversammlung „Was macht ihr denn so in Sachen Nachhaltigkeit?“ Eine einfache Frage, die den Stein ins Rollen brachte. Kurze Zeit später kamen gleich mehrere Fragen aus unserem Verkaufsteam: „Sag mal, wie nachhaltig sind eigentlich unsere Produkte?“ Wieder so eine einfache Frage, die es in sich hat. Wir wussten es nicht, wir spürten aber, dass das wichtig ist.
„Sag mal, wie nachhaltig sind eigentlich unsere Produkte?“
Wir begannen zu lernen, was Nachhaltigkeit im Handel eigentlich ausmacht. Das führte 2018 zur ersten Umfrage bei über 100 unserer Lieferanten. Die Fragen formulierten wir mit Hilfe von Experten, die unseren Mut bewunderten. „Sie werden euch für diese Fragen hassen, ihr werdet kaum Antworten bekommen“ war deren Prognose. Unser Ehrgeiz war geweckt – am Ende bekamen wir von über 80% der Lieferanten eine Rückmeldung. Viele unserer Partner wurden durch unsere Fragen neugierig und starteten eigene Projekte, das macht uns bis heute Stolz!
2020 spürten wir, dass wir weiter an vielen kleinen Stellen aktiv waren, aber eine rote Linie fehlte. Wir begannen, Struktur in unser Tun zu bekommen. Die Dinge zu sortieren und in eine Rangfolge zu bringen. Ziel ist ein jährlicher Bericht zu unseren Projekten, der in 2023 erstmals erscheinen wird.
Menschen zum Mitmachen anregen
Wenn wir uns dem Thema Nachhaltigkeit widmen, fühlen wir uns oft wie ein ganz ganz kleines Rädchen im großen globalen Fashion System. Aber wir wissen, auch kleine Dinge haben ihre Wirkung. Und als Händler haben wir eine Riesenchance: Wir können andere anregen, auch selbst aktiv zu werden. Unsere über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unsere 150 Lieferanten, unsere Geschäftspartner und über eine Million Besucher und Kunden, die jährlich in unsere Modehäuser kommen. Wenn wir das schaffen, wird unsere Wirkung deutlich wachsen.
2021 haben wir unsere erste Klimabilanz erstellt. Nach den Regeln des „Greenhouse Gas Protocol“ der Vereinten Nationen sammelten wir Daten über unsere Emissionen und konnten so unseren eigenen ökologischen Fußabdruck ermitteln. Wir lernten, dass bereits die Umstellung auf Ökostrom in 2019 unsere Emissionen bereits um rund 50% gesenkt hatte. Dennoch bleiben auch heute noch Emissionen, die wir nicht komplett vermeiden können. In 2021 sind dies 803 Tonnen CO2.
Wenn Du Emissionen nicht zu 100% vermeiden kannst, so kannst Du sie doch an anderer Stelle mit einem ökologischen Projekt kompensieren, also in gleicher Menge wie unser Fußabdruck CO2 binden oder vermeiden. In Ruanda (Afrika) unterstützen wir die Verteilung von Kochöfen in ländlichen Regionen, womit das Abholzen der letzten Wälder für Brennholz verringert wird. Im deutschen Harz fördern wir die Wiederaufforstung aufgrund von Waldsterben und Sturmschäden. Mit diesen beiden Projekten konnten wir unsere eigenen Emissionen zu 100% kompensieren, das macht uns bereits in 2022 klimaneutral. Für uns ist das ein weiterer, wichtiger Schritt auf unserer Reise zu mehr Nachhaltigkeit bei Ramelow. Aber es ist auch nur ein weiterer Schritt, vieles bleibt noch zu Tun. Wie etwa die weitere Verringerung unseres CO2-Fußabdruckes durch aktive Einsparungen. Wir spüren, dies wird zu unserer Herzensangelegenheit, jeder Schritt voran macht uns ein wenig Stolz.
Denn wichtiger als die Kompensation ist es, an der weiteren Senkung von Emissionen zu arbeiten. Für die kommenden Jahre werden wir vor allem in die Umstellung der Heiz- und Stromsysteme unserer Kaufhäuser investieren. Solaranlagen, energetische Sanierung und die Einführung von Wärmepumpen stehen auf der Agenda. Die letzte Ölheizung wurde gerade abgestellt. Weiterhin werden wir uns der Mitarbeitermobilität widmen und unserem Team Anreize geben, wo sinnvoll und machbar aufs Fahrrad umzusteigen. Also qualitative Bike-Parkplätze statt PKW-Stellplätze anzubieten, Preisvorteile für den ÖPNV zu verhandeln. Weniger Geschäftsreisen, vieles hierzu haben wir alle in den letzten zwei Jahren im Homeoffice gelernt. Und auch eine erste Dusche für Mitarbeiter wird gebaut – wer will schon einen verschwitzten Modeberater, der am Morgen den Weg zur Arbeit zur Rennstrecke mit dem Rad gemacht hat?
Der Rohbau in Elmshorn
ESG? Warum nennt ihr es denn nicht einfach Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit ist keine kalkulierte Investition, es ist für uns eine Geisteshaltung. Wir haben eine Verantwortung, als einzelner Mensch und auch als Organisation. Wir haben diese Verantwortung in unsere Unternehmensprinzipien übernommen. Nachhaltigkeit wird immer wieder sehr unterschiedlich verstanden, ein Begriff, der auch oft falsch verstanden wird. Deshalb mögen wir ESG. Das steht für „Ecological und Social Governance“. Also, eine Balance aus Unternehmensverantwortung mit ökonomischem Gewinn und ökologischer sowie sozialer Verantwortung. Im englischen wird das einfacher: People, Planet and Profit. In einer Balance, das Eine bedingt das Andere.